Zu seinem herbstlichen Großtauschtag hatte der Briefmarkensammlerverein Bietigheim-Bissingen am Sonntag ins Foyer des Kronenzentrums geladen. Es kamen rund 200 Sammler von Marken und Münzen.

Zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Spätherbst, veranstaltet der Briefmarkensammlerverein Bietigheim-Bissingen einen Großtauschtag. Rund zweihundert Besucher kommen dann ins Kronenzentrum, um Briefmarken und so genannte Ganzsachen - Umschläge mit Marke und Stempel - und auch Münzen zu tauschen.

Auch Reinhold Jung sammelt neben Marken Münzen, der, seit er vor einigen Jahren einmal die "Gorch Fock" besichtigen konnte, vom Segelschiffvirus dermaßen ergriffen ist, dass er seither nur noch Segelschiffmotive sammelt - egal, ob auf Briefmarken oder Münzen.

Spezialisierung ist bei den Philatelisten und Numismatikern angesagt. Alles zu sammeln sei schlicht unmöglich, sagt Erich Reinhardt, der Vorsitzende der Bietigheimer Briefmarkensammler. Er selbst hat sich auf Marken und Ganzsachen mit einem heimatgeschichtlichen Bezug spezialisiert. Reinhard Hirth, Schriftführer des Vereins und passionierter Lateinlehrer am hiesigen Gymnasium, freut sich hingegen besonders, wenn er auf einer Marke oder einem Stempel auf das von ihm so geliebte Latein trifft.

63 Mitglieder hat der 1975 gegründete Bietigheimer Sammlerverein. Ein Blick über die langen Tische, an denen sich die Briefmarken- und Münzenfreunde gegenübersitzen, offenbart das Problem der Bietigheimer Sammler. Es mangelt an Nachwuchs. Junge Besucher sind nicht zu entdecken.

Gerade einmal drei Jugendliche sind Mitglied im Briefmarkensammlerverein. Ein Problem, mit dem die Bietigheimer aber keineswegs allein sind, wie Arnulf Geiger aus Heilbronn feststellt. Zwar hat er sein Vorstandsamt bei den Heilbronner Philatelisten noch in jüngere Hände legen können, aber auch in Heilbronn fehlen die jungen Sammler.

"Die Philatelistenvereine leiden", sagt Erich Reinhardt. Obwohl sich die Bietigheimer durchaus um Öffentlichkeitsarbeit bemühen. Zum 500-Jahr-Jubiläum des Bietigheimer Rathauses hat man einen Sonderstempel anfertigen lassen und jedes Jahr ist der Verein mit einem Informationsstand beim Bietigheimer Pferdemarkt vertreten. Dieses Mal hatte man mit einem Schätzspiel gerade die Jüngeren ansprechen wollen - ohne Erfolg.

Viele Besucher des Tauschtages am Sonntag sind denn auch bereits im Rentenalter, so wie der 82-jährige Franz Reitinger aus Ludwigsburg, der nach jahrzehntelanger Unterbrechung wieder mit dem Sammeln begann, als er in den Ruhestand trat. Akribisch hat er seine gezackten Schätzchen aus 140 Ländern nach Katalognummer sortiert in die Alben einsortiert.

Möglicherweise trifft halt doch die Feststellung eines Sammlers am Nachbartisch zu, der meinte, das Sammeln sei für ältere Menschen wie eine lebenserhaltende Medizin: "Die Sammlung muss noch vervollständigt werden." Roland Willeke
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