Pro Juventute und Briefmarken: Zwei Motive aus der neuen Serie 2009, die ab 13. November verkauft wird. Bild: Coralie Wenger
Dem angeschlagenen Hilfswerk ist anscheinend zu helfen: Am Donnerstag wurde der Verein Pro Juventute Kanton St. Gallen gegründet. Sebastian Keller st. gallen. Nach nur 20 Minuten war er juristisch aus der Taufe gehoben: der Verein Pro Juventute Kanton St. Gallen – jede Gründung eines Turnvereins dauert länger. Tagungspräsident Peter Göldi, Gemeindepräsident von Gommiswald und Kantonsrat, bedankten sich denn auch bei den 30 Anwesenden – vorwiegend Frauen – für «die schlanke und gelungene Gründung».
Die Versammlung wählte Rhea Nägeli aus Ermenswil zur ersten Präsidentin. Als erste Amtshandlung will sie «Ruhe rein bringen. Und den Mitgliedern zeigen, dass es weitergeht, nur dass die Abläufe einfacher sind.» Über viele Jahre waren im Kanton St. Gallen 14 Bezirksorganisationen von Pro Juventute aktiv, als «Filialen» des Hauptsitzes in Zürich. Neu sind – unter dem Dach des kantonalen Vereins – Sektionen vorgesehen. Die Geschäftsstelle des Vereins ist bis Ende Jahr zu besetzen. Deren Aufgabe wird es sein, Pro Juventute flächendeckend zu reaktivieren – der Bezirk St. Gallen beispielsweise hatte sich Ende 2008 aufgelöst.
«Wichtig für sozialen Frieden» Regierungsrätin Kathrin Hilber war eingeladen, eine Grussbotschaft zu überbringen oder eine Festansprache zu halten. Sie entschied sich für den «Versuch einer Festansprache». In dieser würdigte sie den Stellenwert der ehrenamtlichen Arbeit. «Der soziale Frieden hängt davon ab», sagte die Vorsteherin Departement des Innern.
Es sei auch das Verdienst von Pro Juventute, dass das Thema Kinder und Jugend in der Politik Gehör finde. Nun gelte es zu fragen: «Was ist das Profil von Pro Juventute?» Als möglichen Schwerpunkt nannte sie die Partizipationsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen am politischen Gestaltungsprozess.
Dieses Jahr noch ein Defizit Daniel Frei, Mitglied der Geschäftsleitung von Pro Juventute Schweiz, berichtete, dass mittlerweile 80 Prozent der ehemaligen Bezirksorganisationen in vorwiegend kantonalen Vereinen aufgegangen seien. «Die Reorganisation verläuft sehr positiv.» Dennoch rechnet er damit, dass die nationale Organisation dieses Jahr noch ein Defizit ausweisen wird: «Die Umstrukturierung passiert nicht von heute auf morgen», betonte Frei.
Notwendige Rosskur Im April dieses Jahres hatte die Stiftung Pro Juventute, Betreiberin der Kindernotruf-Nummer 147, eine umfassende Rosskur bekanntgegeben. Dem bald 100jährigen Hilfswerk drohte der Kollaps. Über 12 Jahre lang – vorwiegend unter der Leitung von Christine Beerli – schrieb es rote Zahlen. Beerli, unterlegene Bundesratskandidatin 2003, trat 2008 zurück. Als neuer Kapitän amtet seither Josef Felder, der ehemalige Chef des Flughafens Zürich. Zur Kostensenkung strich er 20 Vollzeitstellen am Hauptsitz in Zürich.
Mit der Reorganisation sollen die bisherigen 187 Bezirke in etwa 30 Vereinen aufgehen. Die nationale Organisation tritt als deren Partner auf – Lizenzverträge regeln die Zusammenarbeit. Neu fokussiert die Nonprofitorganisation auf die Themen Bildung und Beruf, Medien und Konsum sowie Freizeit und Gesundheit.
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