Noch ist die Anzahl der Briefe überschaubar. «Rund 1000 Briefe haben wir seit Montag beantwortet», sagt Hans-Hermann Dunker.
Ab nächster Woche rechnet er mit einer regelrechten Postflut, die bis Ostern anhalten wird. Dunker ist pensionierter Postangestellter und beantwortet zusammen mit bis zu einem Dutzend Helfern als «Hanni Hase» vom 500-Seelen-Ort Ostereistedt aus Briefe an den Osterhasen. Im vorigen Jahr erreichte das einzige offizielle Osterhasen-Postamt in Deutschland 31 500 Zuschriften. Auch in diesem Jahr rechnet Dunker wieder mit einer ähnlichen Zahl.

«Die ersten Osterbriefe kommen schon zu Weihnachten», erzählt der 69-Jährige schmunzelnd. «Darin wird Hanni Hase ein frohes Fest gewünscht.» Doch die Hochsaison beginne wenige Woche vor Ostern. In den Briefen entwickelten die Kinder «sehr viel Fantasie», sagt Dunker. Besonders schöne Werke hat er an die Wand gehängt. Ein Mädchen hat aus buntem Schaumstoff Siegertreppchen gebastelt, auf dem ersten Rang hat sie den Osterhasen platziert. Erst an zweiter Stelle kommt der Nikolaus, gefolgt vom Weihnachtsmann. «Die Rangfolge freut mich natürlich», lacht Dunker.

Die meisten Kinder wünschen sich vom Osterhasen die obligatorischen Eier und Süßigkeiten, aber auch Gameboys, Handys und Fahrräder. «Ein Mädchen bat mal um ein echtes Pferd», erinnert sich der ehrenamtliche Helfer. Doch es gebe auch ideelle Wünsche wie Frieden im Irak oder es wird vom Liebeskummer und dem Zoff mit der Schwester berichtet.

Die Zuschriften kommen aus der ganzen Welt. Im vorigen Jahr waren es 23 Länder, darunter die USA, Australien und Grönland. Geantwortet wird jedoch nur auf Deutsch. Einmal erreichte das Postamt ein Brief in Blindenschrift. «Damals mussten wir einen normalen Brief zurückschicken», sagt Dunker. Mittlerweile sei aber jemand gefunden worden, der in Blindenschrift antworten könnte.

Damit Meister Lampe das Kind zu den Feiertagen nicht verpasst, werde auch genau beschrieben, wo es dann sei. «Ein Kind hat schon mal einen Stadtplan beigelegt und den Weg eingezeichnet», sagt Dunker. Pakete mit Möhren sind nicht selten, einmal wurde eine Möhrentorte geschickt. Aber auch eine ganze Menge Schnuller sind bereits in Ostereistedt angekommen. «Da gab es wohl das Geschäft: Wenn du den Schnuller abgibst, bringt dir auch der Osterhase was», vermutet Dunker.

Als Antwort gibt es vorgefertigte Briefe mit einer kurzen Geschichte von Hanni Hase. Der werden Bastel- und Malvorlagen beigelegt. «In diesem Jahr ist es ein besonders schöner Brief», schwärmt Dunker. Es gebe eine tolle Sondermarke mit zwei Hasen drauf. Auch der Sonderstempel von Ostereistedt fehlt nicht. Als die ersten Briefe vor 25 Jahren kamen, wurde noch Schokolade an die Kinder verschickt. «Das können wir schon lange nicht mehr leisten», bedauert Dunker.

Bei besonders schönen Briefen fügt er aber ein paar persönliche Zeilen hinzu. Viktoria, die sich von Hanni Hase einen Gutschein zum Ohrlochstechen wünscht, schreibt er: «Ich denke, der für einen Osterhasen ungewöhnliche Wunsch kann erfüllt werden.» Wer dem Langohr schreiben will, adressiert den Brief an: Hanni Hase, Am Waldrand 12, 27404 Ostereistedt. Einsendeschluss ist der 19. März. Dunker bittet, den Absender nicht zu vergessen. «Sonst wird so manches Kind enttäuscht sein, weil es keine Antwort bekommt.»

(ddp)

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