Wittenberg (wg). „Die letzte postalische Bugenhagen-Ehrung gab es 1985 zum 500. Geburtstag des Reformators“, berichtet Dr. Richard Thomas, Ausstellungsleiter des BSV. Der damals herausgebrachte Sonderstempel sei heute sehr selten und entsprechend begehrt. Für den 450. Todestag hatten sich die Wittenberger Briefmarkenfreunde etwas Besonderes einfallen lassen: Sie beantragten zusammen mit der Stadt und der evangelischen Kirche beim zuständigen Bundesfinanzministerium die Herausgabe einer Bugenhagen-Briefmarke. „Leider wurde der Antrag abgelehnt, der 450. Todestag schien den Verantwortlichen nicht rund genug zu sein“, bedauert Thomas. Ganz leer ist Wittenberg dennoch nicht ausgegangen: Am Montag, dem 14. April, erscheint eine Sondermarke für Johann Hinrich Wichern aus Anlass seines 200. Geburtstages. Wichern begründete mit seiner Rede auf dem ersten allgemeinen deutschen Kirchentag 1848 in Wittenberg die Innere Mission.
Bugenhagen wird am 19. April geehrt mit einem Sonderstempel nach einem Cranach-Holzschnitt. Dazu werden zwei Schmuckumschläge angeboten: Eines mit dem Bugenhagenhaus als dem ältesten evangelischen Pfarrhaus seit 1521 und eines mit dem stempelgleichen Bugenhagen-Porträt. „Unser Verein gestaltet außerdem einen Stand mit philatelistischen Angeboten zu Luther, Bugenhagen und Cranach sowie zur Reformation“, sagt Thomas.
Zudem gibt es drei Ausstellungen mit postalischen Raritäten: Karl H. Leder aus Heringsdorf widmet sich dem Thema „Bugenhagen - Ein Pommer im Dienst der Reformation“, Rolf Giebelmann aus Greifswald befasst sich mit „Reformation und Humanismus“ und Richard Thomas zeigt „Lucas Cranach - Renaissancekünstler im Dienst von Macht und Glaubenslehre“. „Philatelie kann auch einen Beitrag zur Wirtschaftsförderung leisten“, freut sich Thomas, „zum Sonderpostamt im März vergangenen Jahres zur Paul-Gerhardt-Ehrung kamen mehr als 1.000 Besucher, die bei der Gelegenheit auch Restaurants und Museen der Stadt besuchten.“ In diesem Jahr wird es auch Übernachtungen geben, denn auf Einladung von Thomas kommen alle „Erlebnis Briefmarke“-Teams der Deutschen Post AG vom 16. bis zum 18. April zu ihrer Jahrestagung nach Wittenberg.
Trotz Ablehnung der Bugenhagen-Sondermarke blieben Wittenbergs Philatelisten vom BSV hartnäckig und schoben kurzerhand einen zweiten Antrag über den Landesverband Sachsen-Anhalt des Bundes Deutscher Philatelisten nach - und hatten Erfolg: 2009 wird es eine Sonderbriefmarke zu den Luthergedenkstätten in Wittenberg und in Eisleben in der Reihe „Weltkulturerbe der Unesco“ geben. Was Thomas besonders freut: Sie erscheint als Gemeinschaftsaufgabe von Bundesfinanzministerium und UNO. Die Marke wird also nicht nur in allen deutschen Postämtern erhältlich sein, sondern weltweit in allen von den Vereinten Nationen autorisierten Postämtern. „Dass wir damit ein kleines Kapitel postalischer Weltpolitik schreiben können, erfüllt unseren Verein mit Stolz“, meint Thomas.
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