Ornithologen, Naturschützer, Philatelisten, Nachfahren der Familie von Berlepsch und Ehrengäste feierten gestern mit Seebachern und Vertretern der Region das 100-jährige Bestehen der Staatlichen Vogelschutzwarte Seebach. Auftakt bildete ein Festakt mit der Präsentation der Sonderbriefmarke durch das Bundesfinanzministerium. Eine Fachtagung widmete sich vor allem den neuen Herausforderungen des Natur- und Vogelschutzes. Dicht umlagert war der Stand der Deutschen Post, an dem ein extra aufgelegter Sonderstempel mit dem Porträt des Vogelbarons, Sittich Hans Freiherr von Berlepsch, abgegeben wurde. Mit einer hochkarätigen Briefmarkenschau wartete die Motivgruppe Ornithologie auf. Mit zwei am Briefsiegel angehefteten Federn wurde einst in Schweden ein Brief auf die Reise geschickt. Die Federn signalisierten die erhöhte Dringlichkeit jenes Schreibens vom 8. Februar 1840. Dieser ungewöhnliche Eilbrief-Vorläufer stammt aus der Sammlung von Walter Stöpper aus dem hessischen Butzbach, der gestern mit fünf weiteren Mitgliedern der Motivgruppe Ornithologie eine hochkarätige Briefmarkenausstellung zum Jubiläum "100 Jahre Staatliche Vogelschutzwarte Seebach" gestaltete. Manfred Heiland, dessen Motive sich um Sperlingsvögel im europäischen Raum drehen, bemerkte, dass er unter anderen schon auf der Weltausstellung in Nürnberg und kürzlich in Dänemark ausgestellt habe.
Dass die Briefmarke als wichtiger Kulturträger eines Landes in alle Welt zu sehen ist, betonte Dieter Hartig, Präsident des Bundes Deutscher Philatelisten während des Festaktes zur offiziellen Präsentation der anlässlich des Seebacher Jubiläums erschienenen Sonderbriefmarke. Die kleinen Kunstwerke würden das Interesse auf wichtige gesellschaftliche Ereignisse und Anliegen lenken. "Unglaublich", lautete das Fazit von Patrick Urban vom Erlebnis-Team Briefmarken der Deutschen Post, das im Kellergewölbe der Wasserburg für acht Stunden eine kleine Filiale geöffnet hatte. Schon nach kurzer Zeit waren die ersten 2000 Sondermarken ausverkauft, so dass mehrfach in umliegenden Postfilialen Nachschub geordert werden musste. Mehr als 4000 Mal hat Patrick Urban dann den vom Förderverein der Vogelschutzwarte initiierten Sonderstempel mit dem Konterfei des Sittichs Hans Freiherr von Berlepsch abschlagen müssen.

Erstdrucke der Sondermarke in Ehrenalben überreichte Ministerialdirektor Karl Kühn vom Bundesfinanzministerium an Landwirtschaftsminister Volker Sklenar (CDU), Klaus-Rainer Hoffmann, Präsident der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie und Hausherrn der Seebacher Einrichtung, Dr. Stefan Jaehne, Leiter der Vogelschutzwarte, Berlepsch-Enkelin Sitta Scholz, Dieter Hartig vom Bundesverband der Philatelisten sowie an Dr. Eckart Bergmann, Vorsitzender des Landesverbandes der Thüringer Philatelisten. Im Auftrag des Vereins verlieh Vereinschef Hans-Martin Menge an Sitta Scholz und Minister Volker Sklenar die Ehrenmitgliedschaft im Förderverein. Mit einer Ehrenfanfare gratulierten die Jagdhornbläser Anrode.

In seinem Festvortrag erinnerte Präsident Klaus-Rainer Hoffmann daran, dass sich der Zuständigkeitsbereich der Vogelschutzwarte Seebach anfänglich auf die Provinzen Schleswig-Holstein, Sachsen, Hessen, das östliche Hannover, Braunschweig, Anhalt und natürlich Thüringen erstreckte. Umfassend gewürdigt wurden natürlich die Verdienste Sittich Hans Freiherr von Berlepschs (1857-1933) als Begründer der Seebacher Einrichtung und erfolgreichen Vorkämpfer des Vogelschutzes in Deutschland. Reiner SCHMALZL
tlz