Ich hatte mit KJ vereinbart, dass wir für das gesamte Gebiet, das Böhmen und Mähren war, später dann Tschechoslowakei, gefolgt vom Reichsgau Sudetenland und das heute zu Tschechien gehört, ein Thema gründen und mit Marken, Stempeln und Belegen jeder Art füllen, nach gründlicher Überlegung bin ich aber zu der Überzeugung gelangt, das dieses Vorhaben nicht weiterverfolgt werden sollte, denn zu jedem einzelnen Teilbereich gibt es dermaßen viel zu zeigen, dass eine Vermischung dem Ziel abträglich wäre, dem Betrachter Informationen zu liefern, um ihn mit den Orten und Landschaften dieser Region näher bekannt zu machen.
Ich selber sammle zwar keine Briefmarken dieses Gebietes, pflege aber umfangreiche Stempelsammlungen zu den Bereichen "Sonderstempel des Deutschen Reiches", "Ortsstempel auf Ganzsachenpostkarten des Deutschen Reiches" und "Landpoststempel/Poststellenstempel aus ganz Deutschland des Jahres 1938", aber auch Motivsammlungen wie "Bankbriefe aus aller Welt" oder "Kleidung und Wäsche, Herstellung, Bestand und Vertrieb" liefern reichlich Material für dieses Thema, denn im Gebiet des Riesengebirges und seines Umfeldes war früher ein Zentrum der Weberei und Stoffverarbeitung.
Das Schönhengster Land, der Schönhengstgau (auch Schönhengster Gau) ist ein Gebiet auf der böhmisch-mährischen Höhe, das sich von Brüsau und Zwittau über Mährisch-Trübau bis nach Müglitz und Hohenstadt erstreckt und 200 km nördlich von Wien liegt .
Die Bezeichnung "Schönhengst, Schönhengster Land" wurde zum ersten Mal im Jahre 1813 erwähnt. 1848 wird zum ersten Mal die Bezeichnung Schönhengstgau verwendet. Bis 1945 war es eine große deutsche Sprachinsel beiderseits der böhmisch - mährischen Landesgrenze und bezeichnete ein Gebiet von 1230 qkm mit 140 Ortschaften, darunter die sechs Stadte Brüsau, Zwittau, Landskron, Mährisch Trübau, Müglitz und Hohenstadt, das sich etwa 50 km in nord-südlicher und ebensoweit in westlicher Richtung erstreckte. 1939 hatte der Schönhengstgau über 130 000 Einwohner, von denen 126 000 Deutsche waren [1].
Ich beginne mit einem Briefumschlag, der am 13.11.1941 in Zwittau, der größten Stadt im Schönhengstgau, aufgegeben worden war. Zwittau steht im Schönhengstgau für Industrie. Schon im ältesten Stadtbuch von 1515 wird eine Tuchmacherzunft erwähnt, wenig später die Leinenweberzunft. Um die Wende zum 18. Jahrhundert entwickelte sich aus der Leinen- die Baumwollweberei, Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Tucherzeugung auf Handwebstühlen einen Höchststand. An die 200 Tuchmacher und Tuchbereiter, vier Wollspinnereien, vier Schwarzfärber und vier Schönfärber erzeugten etwa 15.000 Stück Tuch im Wert von rund 1.200.000 Gulden. 1914 beschäftigte die Textilindustrie etwa 3.000 Arbeiter in mehreren großen Betrieben, dazu waren 2.000 Heimarbeiter für die Webereien tätig. Obwohl die Branche mehrere Krisen durchlebte, blieb sie bis 1945 erhalten. Fachleute in der gesamten Donaumonarchie kannten "Zwittauer Barchente" [2].
Viele Grüße
Ingo
[1] http://www.zwittau.de/verweise/schoenhengstgau/1.schoenhengstgau.htm
[2] http://schoenhengstgau.eu/orte/zwi/zwittau/