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| | Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime | |
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Autor | Nachricht |
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jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Fr Dez 30, 2022 12:34 pm | |
| Servus, es gab 3 KZ westlich des Altreiches, deren Nachweis postalisch schwieriger ist als der der "großen Lager" im DR (Dachau und Buchenwald). Natzweiler im zuvor französischen Gebiet besprach ich bereits. Breendonk in Belgien kann ich bisher nicht zeigen, hier aber ein auch recht seltener Beleg aus s`Hertogenbosch, dem niederländischen KZ. Generell galt zwar, dass die Bedingungen der Häftlinge in westl. Lagern besser waren, als im Osten, zumal natürlich in Vernichtungslagern, aber Tod und Not war überall, zumal die jüdischen und S&R-Häftlinge (Sinti und Roma) doch größtenteils in die Vernichtungslager Ausschwitz II oder Treblinka, Sobibor überstellt wurden. NB: Warum gibt es keine Belege aus Belzec oder fast keine aus Sobibor? Antwort: Von den Bahnhofsrampen führte der Weg direkt in die Gaskammern, es gab keine Baracken! Direkt nach der Ankunft erfolgte die Ermordung, ausnahmslos, außer man gehörte zum "Sonderkommando", dann mußte man die Leichen entsorgen, bevor man selbst "sonderbehandelt" wurde! Dies war in den West-KZ anders, sie hatten doch eher den Aspekt der Durchgangs- und Arbeitslager. Leider kann ich zum Text nichts sagen, da ich niederländisch nicht beherrsche und auch niemanden kenne, aber falls jemand.... Alles Gute zu 2023 Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Sa Dez 31, 2022 12:41 pm | |
| Servus, es gab ja aber auch die Gettos (damalige Schreibweise). Am bekanntesten waren die "großen 3"; Warschau, Litzmannstadt und Theresienstadt (Ts), aber insgesamt gab es mehrere Hundert. Zuerst waren diese Lager als echte Ghettos gedacht, in denen bestimmte Gruppen (vor allem Juden, aber auch S&R und Polen) unter Kontrolle gebracht werden sollten. Die Vernichtung war anfänglich gar nicht so sehr das Ziel, wie vielmehr die Überwachung und Vermeidung von Aufständen (was ja aber in Warschau und Litzmannstadt, aber auch anderswo, trotzdem erfolgte). Erst im Weiteren erfolgte der Gedanke der Ausnutzung der Arbeitskraft und auch "Vernichtung durch Arbeit". In Litzmannstadt (Lz) wurde Manufakturen aufgebaut, an denen die deutschen "Verwerter" sehr gut verdienten, aber auch vermeintlich das Leben der Arbeiter verschont wurde, was letztlich aber auch ein Trugschluß war, wie besonders in Rumkowskis (Ältester der Juden in Lz) Rede deutlich wurde, als er vermitteln mußte, dass Eltern ihre Kinder bis 10 Jahren opfern müssen (sie wurden in Auschwitz vergast!!!!!!!!!!!!!!!), um vermeintlich ihr und das anderer Leben zu erhalten. Letztlich wurde das Lager liquidiert, und natürlich die Bewohner, wie auch Rumkowski (28.8.44 Auschwitz II, Birkenau). Nun habe ich sehr viel über Lz geschrieben, aber zeigen möchte ich einen Beleg aus Ts. Dieser ist vermeintlich gänzlich unspektakulär, aber zeigt doch Geschichte. Terezin war eine Stadt in Böhmen und eine ehemalige KuK Festung, die von der SS ausgewählt wurde das zentrale Ghetto BuM zu werden. Initial bestand die Stadt neben dem Lager fort, aber dann mußten alle tschechischen Bewohner aussiedeln und die gesamte Stadt wurde Ghetto. Im Rahmen dieses Prozesses wurde auch das öffentliche Postamt aufgelassen, um unkontrollierten Abgang von Briefen von Häftlingen zu vermeiden (es gab dann eine Lagerpost, die Zensuren vorzunehmen hatte, ferner mußte Post, oft per Kurieren , an die Judenräte überstellt werden, die wiederum von Stellen des Reichsicherheitshauptamtes (RSHA) überwacht wurden. Hier also ein Dokumentationsbeleg mit Abschlag des Stempels 2 Tage nach der Schließung des Amtes für den allgemeinen Verkehr. Solche Belege sind sehr selten aus den letzten 4 Wochen um die Schließung, da kaum jemand noch vor Ort war, um das Amt zu nutzten. Für die Vorstellung eines "banalen" Ortsstempels recht viel Text?! Herzliche Grüße und gutes 2023 Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Fr Jan 27, 2023 4:20 pm | |
| Servus, ein ganz erschütterndes Thema in diesem Zusammenhang sind die Polizeibataillone, die ab ca 1940 primär im besetzten Polen und der UdSSR eingesetzt wurden. Anders als die ersten Polizei-Sonderkommandos, die direkt nach den Besetzungen der Wehrmacht folgten und "Unliebsame" verfolgten (Kommunisten, Priester, Politiker, Anwälte, Ärzte, Intellektuelle...) und ermordeten handelte es sich eben nicht um "Überzeugungstäter", sondern meist ganz normale Bürger, die dem Staat helfen wollten, die Ordnung aufrecht zu erhalten in den besetzten Gebieten und davon ausgingen, sie sollten klassische Schutzpolizeiaufgaben erfüllen. Letztlich oblagen diesen Polizisten AUCH solche Aufgaben, aber sie sollten eben auch Partisanen, und jeden, der dazu erklärt wurde verfolgen und natürlich "Zersetzer", was ein weiterer Begriff für Juden im Allgemeinen war. Diese Polizisten, die der SS beigeordnet waren (Himmler war ja Reichsführer SS und Polizei!) erfüllten ihre Aufgabe sehr effektiv, da sie per Erschießungen (also nicht in Gaskammern) bis zu 50% der Toten der Shoa (2 oder mehr Mio!) erzeugten als direkte Mörder. Initial war mir in diesem Zusammenhang das Bataillon 101 aus Hamburg bekannt, aber es gab annähernd 125 Bataillone, wobei bei zumindest 75 Kriegsverbrechen wohl begangen wurden. Hier möchte ich nun einen zuerst unscheinbaren Beleg zeigen, der zum Bataillon 111 aus Hannover führt. Der Beleg ist ein klassischer Sammlerbeleg aus dem Generalgouvernement, gestempelt 5.4.40 in Kielce und gänzlich überfrankiert. Gesandt nach Hannover, was ja gut paßt. Spannend ist die Rückseite, da hier sogar ein besonderer Absenderstempel vorliegt, die das 1. Kommando des 111. Bataillons und einen Wachtmann K. Winter benennt in Kielce, dem zentralen Posten auf dem das 111., das 101. Bataillon ablöste. Quasi genau im April 40 beging dieses Bataillon seine ersten Kriegsverbrechen durch "Sonderbehandlungen" von Partisanen, was oft die Ermordung von Zivilbevölkerung und Niederbrennung ganzer Ortschaften bedeutete. Beste Grüße jklang |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Fr Feb 10, 2023 5:42 pm | |
| Servus, jenseits des generellen Verbots von Sendungen sowjetischer Kriegsgefangener und auch Juden (außer der RSHA Aktion, auf die ich ggf. später zurück komme) gab es Briefe aus den Lagern nach außen. Polen standen auf einer extrem niedrigen Stufe in den KZ`s, eben nur etwas höher als Juden, aber sie hatten die Erlaubnis Post aufzugeben und zu erhalten. Hier somit ein extrem seltener Beleg eines "P", somit Polen gekennzeichneten Beleges aus dem Lager zusammen mit einem Einlagezettels, der zwar "abgelaufen" war, aber an Einschränkungen des Paketdienstes , generell, erinnern sollte. Ich kenn bisher nur dieses Stück. Tatsächlich wurde der Adressat wohl aus dem KZ Auschwitz (Lager I) entlassen und überlebte. Einige Monate später quasi unmöglich. Einlage Zettel aus KZ sind sehr selten, seltener als aus ABP; n. Servus Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Sa Feb 11, 2023 12:07 pm | |
| Servus, hier ein Beispiel was sich hinter dem sichtbaren noch verstecken kann. Drei Briefe aus 8/40 bis 3/41 aus Nürnberg von Dr. Siegfried Kupfer an seinen Bruder in den USA Erich Kupfer, leider ohne Inhalt, somit weiß man nicht, ob es evtl. auch um das Bemühen der Ausreise ging. Jedenfalls erfolgte diese nicht, denn das weitere Schicksal des Dr. Kupfer (der hier als ABS auch den "Zwangsnamen" Israel schreibt, ist bekannt und in den Yad Vashem Listen geführt. Er war also Jude und bis Ende 1941 hatte das NS-Regime das Interesse sich den Besitz ausreisender Juden "unter den Nagel zu reißen", erst dann ging es primär um den Genozid und Ausreisen wurde verboten. Ab dieser Zeit bestand dann auch ein progredientes Schreibverbot für Juden in Ghettos und allen weiteren Lagern. Dies bedeutet, dass eben deportierte Juden nach ihrer Deportation nicht mehr in Schriftstücken faßbar werden, somit nur durch Briefe vor der Deportation wie hier. Denn Dr. Kupfer, der wohl 1882 oder 1888 in Burgkunstadt geboren wurde lebte dann in Nürnberg als immerhin Oberamtsrichter und wurde laut Unterlagen in den Arolsen Archiven wohl schon einmal 1938 ins KZ Buchenwald eingewiesen dort dann aber 12/38 auch wieder entlassen. Dann lebte er bis 1941 wieder in Nürnberg, von wo aus er ins KZ Riga (dieses war ganz neu errichtet nach der Besetzung des "Ostlandes") geschickt werden sollte. Es gelang aber nicht den Transport dort aufzunehmen und es erfolgte die Umleitung ins Durchgangslager Jungfernhof ( https://de.wikipedia.org/wiki/Gut_Jungfernhof_(Lager) ). Dr. Kupfer befand sich im ersten Transport in das Lager. Aber das Ende für ihn wurde erst durch die weitere Deportation nach Riga und die dortige Ermordung erreicht, wie sich aus weitern Dokumenten ergibt ( https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=753984&ind=3 , https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11568742&ind=1 ). Auf diese Art der Dokumentation ist die Erinnerung an die Ermordeten bewahrt aber es werden eben auch indirekt Orte (Jungfernhof und Riga) fassbar, die sonst in Schriftstücken fast nie auftauchen. Somit sind die hier gezeigten Briefe eben auch "Vorläufer" z.B. des KZ Riga Vidzeme. Ihre 2. Ebene lassen solche Stücke aber nur nach entsprechender Suche erkennen. Beste Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Sa Feb 11, 2023 4:08 pm | |
| - jklang schrieb:
- Servus,
es gab 3 KZ westlich des Altreiches, deren Nachweis postalisch schwieriger ist als der der "großen Lager" im DR (Dachau und Buchenwald). Natzweiler im zuvor französischen Gebiet besprach ich bereits. Breendonk in Belgien kann ich bisher nicht zeigen, hier aber ein auch recht seltener Beleg aus s`Hertogenbosch, dem niederländischen KZ. Generell galt zwar, dass die Bedingungen der Häftlinge in westl. Lagern besser waren, als im Osten, zumal natürlich in Vernichtungslagern, aber Tod und Not war überall, zumal die jüdischen und S&R-Häftlinge (Sinti und Roma) doch größtenteils in die Vernichtungslager Ausschwitz II oder Treblinka, Sobibor überstellt wurden. NB: Warum gibt es keine Belege aus Belzec oder fast keine aus Sobibor? Antwort: Von den Bahnhofsrampen führte der Weg direkt in die Gaskammern, es gab keine Baracken! Direkt nach der Ankunft erfolgte die Ermordung, ausnahmslos, außer man gehörte zum "Sonderkommando", dann mußte man die Leichen entsorgen, bevor man selbst "sonderbehandelt" wurde! Dies war in den West-KZ anders, sie hatten doch eher den Aspekt der Durchgangs- und Arbeitslager. Leider kann ich zum Text nichts sagen, da ich niederländisch nicht beherrsche und auch niemanden kenne, aber falls jemand.... Alles Gute zu 2023 Johannes
Servus, zwischenzeitig konnte ich auf einer belgischen Auktion einen Beleg erstehen, den wohl kaum jemand so recht erkannte. Bei 50 Euro Ansatz erhielt ich ihn für 82. Soetwas ist zumal momentan eher 2-3 x so teuer. Mir Recht!!! Ein Brief in das Lager Herzogenbosch. Ich hatte ja schon verschiedentlich geschrieben, dass solche Stücke viel seltener sind als solche aus den Lagern. Allerdings erreichte der Brief zwar das Lager, wurde aber wieder zurückgesandt mit dem Vermerk, die neue Anschrift sei abzuwarten, da der Adressat nicht mehr vor Ort war. Es begannen bereits die Evakuationen wegen der vorrückenden Alliierten. Der Adressat war mir noch nicht abschließend zu identifizieren, allerdings ergaben sich starke Anhaltspunkte, dass er auf einem Transport nach Mauthausen deportiert wurde. Das dürfte dann einem Todesurteil gleichgekommen sein, da Mauthausen mit die unwürdigsten Bedingungen für die Gefangenen bot, zumindest der Lager auf dem Boden des Dt. Reiches. Ich fand nach der Verschickung auch nichts mehr zu ihm, was auch eher ein Hinweis auf Mord ist. Aber auch so ein höchst seltener und aussagekräftiger Brief der meine Sammlung sehr bereichert. Beste Grüße Johannes PS: Der rote Vermerk "T2" könnte ein Hinweis auf einen 2. Transport gewesen sein, ähnliche Abbreviationen kennt man im Zusammenhang mit z.B. Theresienstadt. |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime So Feb 19, 2023 1:32 pm | |
| Servus, heute ein Beleg eines, durchaus berühmten, eher berüchtigten Außenlagers Mauthausens. Es handelt sich um die Baustelle am Loibl Pass, somit heute ein Übergang von Kärnten nach Slowenien (keine Ahnung wie oft ich den gefahren bin, bis ich mich tatsächlich mal mit der Geschichte befaste). KZ Häftlinge hatten hier Tunnelarbeiten zu leisten im beidseitigen Vortrieb, somit gab es eigentlich 2 Lager. An das Außenlager erinnert heute eine Gedenktafel vor Ort. Die Häftlinge wurden, "in guter Mauthausener Tradition" sehr schlecht behandelt. Letztendlich stellte der Tunnel später eine der Hauptfluchtrouten rückkehrender Soldaten, oder flüchtender Nazis dar. Beste Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Di Feb 21, 2023 5:22 pm | |
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| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Fr Feb 24, 2023 10:25 am | |
| Servus, bekannt sind die Paketzulassungsmarken aus Theresienstadt. Ich suche immer noch ein Stück auf Papier mit Absender und Adresse, vielleicht... Ungebraucht und gestempelt ggf. auf kleinem Ausschnitt kein Problem. Letztlich sind es auch die einzigen gültigen Lagerausgaben des 2. WK. Allerdings war die Verwendung recht reglementiert. Ein Häftling erhielt ein bestimmtes Kontingent und mußte Bezieher der Marken namentlich benennen, die dann einzelne Marken zentral beim Judenrat außerhalb des Ghettos abholen mußten. Hierzu gab es bestimmte Benachrichtigungen, wovon ich hier eine zeigen möchte. Der Absender dürfte der am 17.7.23 geborene Hanus Bunzl aus Prag gewesen sein, der am 18.2.1941 nach TS transportiert wurde. Lt. seiner Lagerkarte erfolgte kein weiterer Transport, er könnte also überlebt haben. Beste Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Fr Feb 24, 2023 10:33 am | |
| Servus, TS war das größte Ghetto Böhmen und Mährens und klar ab 1942 in den Mordablauf der SS eingebunden. Für den systematischen Mord war eben die SS und der Sicherheitsdienst unter Führung Himmlers in Berlin zuständig, wobei für BM Heydrich und nach seinem Tod Kaltenbrunner besonders zuständig waren mit großem Aufwand an Material und Personal in Prag. Aber mit quasi gleicher Benennung gab es eine Dependance in TS, da eben das Ghetto voll in alle Abläufe eingebunden war und "kurze" Wege genutzt werden sollten. Vom SD Führer in TS hier ein Brief. Beste Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Fr März 03, 2023 3:17 pm | |
| Servus, hier ein Stück, das sich auch eher sekundär erschließt. Eine Dienstsache an Isaak Immerglück in Krakau, die aber nicht zugestellt werden konnte und retourniert wurde. Soweit eigentlich nichts Besonderes, wobei der Name klar auf einen Juden verweist. Die Adresse "Ghe. Zgody" lese ich als Ghetto Zgody und das passt auch zum Krakauer Ghetto, dort gab es diese Anschrift. Der Brief wurde am 20.06.1942 versandt. "Am 28. Mai wurde das Ghetto abgeriegelt und bis zum 8. Juni 1942 wurden 6000 Juden ins Vernichtungslager Belzec geschafft. Dreihundert weitere Juden, darunter Artur Rosenzweig, wurden im Laufe dieser „Aktion“ noch im Ghetto erschossen." Vorstehend ein Zitat aus Wikipedia, woraus sich klar ergibt, worauf ich abziele. Letztlich ergibt sich der Aspekt, dass es sich um den 1877 geborenen Izaak Immergluck aus Krakau/Polen gehandelt haben sollte, der 1942 in Belzec ermordet wurde (https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=1902412&ind=1). Dieses Stück fand ich zufällig ohne entsprechende Beschreibung, aber nun hat es diese doch noch bekommen und erinnert somit an einen weiteren erschütternden Abschnitt im Zusammen hang mit dem Holocaust. Herzliche Grüße Johannes |
| | | kaiserschmidt Mitglied in Silber
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Fr März 03, 2023 3:24 pm | |
| Hallo Johannes,
wirklich fantastisch Deine Belege.
Reinhard
|
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Sa März 04, 2023 7:13 pm | |
| - kaiserschmidt schrieb:
- Hallo Johannes,
wirklich fantastisch Deine Belege.
Reinhard
Servus Reinhard, vielen Dank für die Anerkennung. So sehr ich mich auch mit dem Gesamtthema auseinandersetze verstehe ich nicht was vermeintlich "normale" Menschen dazu bewegte die Shoa, den Holocaust oder wie immer man es nennen will, zumal es ja nicht Juden allein, sondern diverse Gruppen betraf, zu begehen. Grüße Johannes |
| | | Paul S. Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Sa März 04, 2023 8:07 pm | |
| - jklang schrieb:
- kaiserschmidt schrieb:
- Hallo Johannes,
wirklich fantastisch Deine Belege.
Reinhard
Servus Reinhard, vielen Dank für die Anerkennung. So sehr ich mich auch mit dem Gesamtthema auseinandersetze verstehe ich nicht was vermeintlich "normale" Menschen dazu bewegte die Shoa, den Holocaust oder wie immer man es nennen will, zumal es ja nicht Juden allein, sondern diverse Gruppen betraf, zu begehen. Grüße Johannes Hallo Johannes, Rassimus ist ein Problem das es schon unter den Römern und früher gab. Er wird von Demagogen schamlos geschürt und genutzt. Leider wird heute Rassimus durch das Internet weiter befeuert. Typisch ist das man den Opfern die Menschlichkeit abspricht, sie mit Insekten, "Schädlingen" vergleicht. Die Opfer sind als keine Menschen sondern "Ungeziefer" etc. Ein sehr interessantes und empfehlenswertes Buch ist diesbezüglich "Hitlers Wien" von Brigitte Hamann. Grüße Paul |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Di März 07, 2023 11:39 am | |
| - Paul S. schrieb:
- jklang schrieb:
- kaiserschmidt schrieb:
- Hallo Johannes,
wirklich fantastisch Deine Belege.
Reinhard
Servus Reinhard, vielen Dank für die Anerkennung. So sehr ich mich auch mit dem Gesamtthema auseinandersetze verstehe ich nicht was vermeintlich "normale" Menschen dazu bewegte die Shoa, den Holocaust oder wie immer man es nennen will, zumal es ja nicht Juden allein, sondern diverse Gruppen betraf, zu begehen. Grüße Johannes Hallo Johannes, Rassimus ist ein Problem das es schon unter den Römern und früher gab. Er wird von Demagogen schamlos geschürt und genutzt. Leider wird heute Rassimus durch das Internet weiter befeuert. Typisch ist das man den Opfern die Menschlichkeit abspricht, sie mit Insekten, "Schädlingen" vergleicht. Die Opfer sind als keine Menschen sondern "Ungeziefer" etc. Ein sehr interessantes und empfehlenswertes Buch ist diesbezüglich "Hitlers Wien" von Brigitte Hamann.
Grüße Paul
Servus Paul, ja das Buch von B. Hamann konnte schon einiges erleuchten, aber Hitler war der Fisch, der vom "Kopf her stank", das Entscheidende waren die Mitläufer, denen die Dinge schlicht egal waren. Meine Mutter sagte mal: "Am Ende des Krieges gab es so viele verstreute Lager in den kleinsten Orten, deren Gefangene offen durch die Orte getrieben wurden, dass jeder sah was da passierte, und wer behauptete er wußte ja nichts, dem war es schlicht egal, Hauptsache man setzte sich ins rechte Licht..." Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Di März 21, 2023 7:48 pm | |
| Servus, heute möchte ich 2 Belege zeigen, die wieder völlig unscheinbar sind aber doch wieder Geschichten erzählen können. Ersteinmal eine 18 Groschen Spätverwendung des 1. Staatswappens aus 5/38 ins Altreich, immerhin eine veritable Überfrankatur von 100%. Aber ein Satz auf der Rückseite läßt aufhorchen, denn dort teilt der Schreiber mit, dass er kommissarisch ein jüdisches Geschäft verwalte, wie es ja in großem Umfang rasch nach der Angliederung in der Ostmark erfolgte, wobei darüber aber nicht so häufig gesprochen wird. Aber die Frage ist ja auch, wie wurde das Ganze finanziell verwaltet und hier kommt der 2. Beleg ins Spiel. Die hier genannte Privatbank mit Hauptsitz in Graz, die auch schon zu österreichischer Zeit und selbst unter dem Verbot der NSDAP in Österreich deren Finanzierung unterstützt hatte, gründete in Wien das hier benannte Bankhaus als Filiale, deren quasi ausschließliche Aufgabe die Abschöpfung jüdischer Vermögen bei Liquidierungen oder Ausreisen war ( https://de.wikipedia.org/wiki/Bankhaus_Krentschker ). Zusammen, wie ich finde eine höchst "mitteilsame" Belegkombination im Zusammenhang mit der Judenverfolgung. Beste Grüße Johannes |
| | | Gerhard Admin
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Do März 23, 2023 1:02 am | |
| Liebe Sammlerfreunde! Anfang April 1945 ereignete sich eines der dunkelsten Kapitel in der Kremser Stadtgeschichte, das unter dem zynischen Begriff „Kremser Hasenjagd“ in die Geschichte einging: In der Strafanstalt Stein gingen die Lebensmittelvorräte zu Ende, und die Bemühungen des Anstaltsleiters die zu diesem Zeitpunkt etwa 1.800–1.900 Häftlinge zu evakuieren, waren nicht erfolgreich. Vor diesem Hintergrund und in sehr weiter Auslegung der Befehle aus Wien veranlasste der Anstaltsleiter zuerst am 5. April die Enthaftung von etwa 80 bis 100 „gewöhnlichen“ Straftätern und schließlich am 6. April morgens die Freilassung aller übrigen Gefangenen – auch der politischen Häftlinge. NS-Alarmeinheiten begannen, die umliegenden Straßen zu sperren und die verbliebenen Häftlinge in das Anstaltsgelände zurückzudrängen. Sogleich eröffneten Waffen-SS und Wehrmacht wahllos das Feuer mit Gewehren, Pistolen und Maschinenpistolen auf die wehrlosen Häftlinge. Dutzende Gefangene wurden in den Höfen niedergeschossen, danach begannen SS-Einheiten, die Gebäudetrakte zu durchsuchen, und töteten dort versteckte Häftlinge. Selbst aus dem Krankenrevier wurden Verwundete herausgezerrt und im Freien massakriert. Freigekommene Gefangene, sowohl politische als auch kriminelle, wurden von SS und Wehrmacht bis in die umliegenden Orte gejagt und ohne Strafverfahren ermordet. Rund 550 Menschen fielen insgesamt dem Gemetzel der Nazis zum Opfer. Auch der Anstaltsleiter Franz Kodré und zwei Justizwachebeamte wurden ohne Verfahren hingerichtet. Wenige Tage nach dem Massaker, am 9. April, gelangten 44 zum Tode verurteilte Häftlinge aus dem Wiener Landgericht in die Strafanstalt Stein, wo sie am 15. April 1945 ebenfalls von Angehörigen der Waffen-SS erschossen wurden. Dienstbrief "Frei durch Ablösung Reich" mit Briefstempel Zuchthaus Stein (Donau) Link zu WikipediaHerzliche Sammlergrüße Gerhard |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Mo März 27, 2023 11:32 am | |
| - Gerhard schrieb:
- Liebe Sammlerfreunde!
Anfang April 1945 ereignete sich eines der dunkelsten Kapitel in der Kremser Stadtgeschichte, das unter dem zynischen Begriff „Kremser Hasenjagd“ in die Geschichte einging:
In der Strafanstalt Stein gingen die Lebensmittelvorräte zu Ende, und die Bemühungen des Anstaltsleiters die zu diesem Zeitpunkt etwa 1.800–1.900 Häftlinge zu evakuieren, waren nicht erfolgreich. Vor diesem Hintergrund und in sehr weiter Auslegung der Befehle aus Wien veranlasste der Anstaltsleiter zuerst am 5. April die Enthaftung von etwa 80 bis 100 „gewöhnlichen“ Straftätern und schließlich am 6. April morgens die Freilassung aller übrigen Gefangenen – auch der politischen Häftlinge. NS-Alarmeinheiten begannen, die umliegenden Straßen zu sperren und die verbliebenen Häftlinge in das Anstaltsgelände zurückzudrängen. Sogleich eröffneten Waffen-SS und Wehrmacht wahllos das Feuer mit Gewehren, Pistolen und Maschinenpistolen auf die wehrlosen Häftlinge. Dutzende Gefangene wurden in den Höfen niedergeschossen, danach begannen SS-Einheiten, die Gebäudetrakte zu durchsuchen, und töteten dort versteckte Häftlinge. Selbst aus dem Krankenrevier wurden Verwundete herausgezerrt und im Freien massakriert. Freigekommene Gefangene, sowohl politische als auch kriminelle, wurden von SS und Wehrmacht bis in die umliegenden Orte gejagt und ohne Strafverfahren ermordet. Rund 550 Menschen fielen insgesamt dem Gemetzel der Nazis zum Opfer. Auch der Anstaltsleiter Franz Kodré und zwei Justizwachebeamte wurden ohne Verfahren hingerichtet.
Wenige Tage nach dem Massaker, am 9. April, gelangten 44 zum Tode verurteilte Häftlinge aus dem Wiener Landgericht in die Strafanstalt Stein, wo sie am 15. April 1945 ebenfalls von Angehörigen der Waffen-SS erschossen wurden.
Dienstbrief "Frei durch Ablösung Reich" mit Briefstempel Zuchthaus Stein (Donau)
Link zu Wikipedia
Herzliche Sammlergrüße Gerhard Servus Gerhard, Gratulation und Dank für den Beitrag. Wieder ein tolles Stück, das erst mit der Beschäftigung hinter dem "Vordergründigen" seine Aussagen offenbart. Gerade die Geschehnisse zum Kriegsende mit Todesmärschen und auch die unfaßbaren "Hasenjagden" oft mit und durch Minderjährige aus der "HJ" sind kaum Darstellbar, somit sind diese Stücke nochmals wichtig, denn sie können uns das im Grunde (erneut) Unfaßbare näher bringen und immer wieder Aspekte für einen (das ist mir zumindest wichtig) irgendwie gearteten "Zugang" zu dem Geschehen liefern. Ich betrachte solche Belege ähnlich wie die s.g. Stolpersteine als Anreiz das Andenken an das Geschehene aber auch die Personen dahinter zu entdecken und zu behalten. Und vor allem: Alles ist höchst komplex, nicht nur ein AH, die Friedensverhandlungen von Compiegne, der "Kadavergehorsam", die Inflation, die Arbeitslosigkeit etc waren Schuld, sondern eben alles zusammen und etliches mehr und jeder Einzelne, der sich darauf einließ. Es war eben Amon Göth der wahllos (?/!) Gefangene erschoss nicht AH oder Himmler usw... Ich fände es wünschenswert, wenn jeder weiterhin mal schaut, ob er auch ein Stück findet. Jeder Stempel oder initial unscheinbare Beleg kann so Erinnerung schaffen. Herzliche Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Mo März 27, 2023 7:19 pm | |
| - kaiserschmidt schrieb:
- Hallo Forumler,
hallo Johannes,
da die Ostmark mein Sammelgebier ist, kann ich einiges in diesem thread zeigen. Teilweise sind das Belege, die ich bereits eingestellt habe. Ich finde es aber gut, daß dieser neue thread eröffnet wurde,denn zwischen den Portostufenbelegen sind diese teils erschreckenden Dokumente fehl am Platz. Vor über 30 Jahren habe einige Karten ersteigert, eine davon zege ich jetzt.
Karte vom 19.1.1942 aus Opole bei Pulawy nach Wien. Vorderseitig ist der Stempel des Judenrats angebracht POSTVERMITTLUNGSSRELLE OPOLE ( LUBLIN )
Die Absenderin Mathilde Kelbl geb. 14.8.1892 war wohnhaft in Wien 8 Schönborngasse. Sie wurde am 26.2.1941 deportiert und wahrscheinlich in Belzec oder Sobibor ermordet. Aus dem Text der Karte sticht ein Satz hervor: Warum leistet Li dem Edi nicht Gesellschaft? Wir haben die Erfahrung, daß man auf diese Art länger gesund bleibt. Vielleicht ist Edi die Flucht aus dem Deutschen Reich gelungen.
Kaiserschmidt
Servus Reinhard, Du hattest vor einiger Zeit dieses höchst interessante Stück gezeigt mit dem sehr informativen Stempel des Judenrates. Hättest Du eventuell noch weitere gern auch mit anderen Stempeln? Diese interessieren mich sehr sind aber oft sehr teuer und das Wissen um sie würde mir meist reichen. Beste Grüße Johannes |
| | | kaiserschmidt Mitglied in Silber
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Di März 28, 2023 11:24 am | |
| Hallo Forumler, Hallo Johannes, eine weiter Karte der ermordeten Mathilde Kelbl. Bei beiden Karten ist ein rotes Zeichen zu sehen. Gab es hier eine Zensur ? Wenn ich mir die Kopie des Dokumentationsarchivs anschaue, kann ich mir nicht vorstellen, daß eine Zensur vorhanden war. Karte vom 5.11.1941 aus Kielce Judengemeinde. Auch Rella Winter wurde ermordet. Kaiserschmidt |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Mi März 29, 2023 5:36 pm | |
| - kaiserschmidt schrieb:
- Hallo Forumler,
Hallo Johannes,
eine weiter Karte der ermordeten Mathilde Kelbl. Bei beiden Karten ist ein rotes Zeichen zu sehen. Gab es hier eine Zensur ? Wenn ich mir die Kopie des Dokumentationsarchivs anschaue, kann ich mir nicht vorstellen, daß eine Zensur vorhanden war.
Karte vom 5.11.1941 aus Kielce Judengemeinde. Auch Rella Winter wurde ermordet.
Kaiserschmidt
Servus, Reinhard, vielen Dank fürs Zeigen, wieder ein paar Teile zum Puzzle, sinngemäß. Im Übrigen, doch es gab Zensur und genau diese sollten die Stempel, Röteln und Paraphen belegen. Eine Aufgabe der Judenräte oder "Aeltesten der Juden" bestand in der Überwachung der eigenen Leute. Die deutschen Administrationen wollten dadurch natürlich einerseits die Inhalte, die übermittelt wurden kontrollieren aber zum Anderen auch bisher unerkannt lebende Personen ausspähen (im Besonderen im Rahmen der "Judenpost Aktion"). Als besonders deutliches Beispiel zeige ich hier mal eine Karte aus Litzmannstadt ins Ghetto in Warschau die zensiert, markiert und aufgehalten wurde. Diese Karten tauchten im Rahmen der Liquidierung des Ghettos wieder auf. Sie wurden den Schreibern auch nicht zurückgegeben, sondern archiviert und nummeriert, um bei einer Prüfung durch z.B. den SD präsent zu sein. Beste Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Mi März 29, 2023 5:51 pm | |
| Servus erneut, übrigens wurde in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Briefmarken Revue ein Artikel von mir veröffentlicht, in dem ich ein neu entdecktes Telegramm aus Schweden nach Litzmannstadt vorstellen kann, das ich in Holland fand. Eine hochgradige Rarität. Aus Lizenzgründen kann ich den Artikel nicht abbilden, aber ein Bild des Telegramms und die "Headline" geht. Falls es jemanden näher interessiert ist die Zeitschrift ja nun auch nicht so teuer. Beste Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime So Apr 02, 2023 10:06 pm | |
| Servus, hier noch ein Beleg aus der Frühzeit der Judenverfolgung in der Ostmark. Ein Beleg aus Klagenfurt. Zuerst interessant, dass der Umschlag noch die Adresse Dollfusslatz angibt, denn Dollfuß war für die Nazis die persona non grata schlechthin. Der Platz wurde dann rasch auch zu AH Platz und ist heute der zentrale Neue Platz, der mit dem Lindwurm. Weiterhin kann man aber ersehen, dass das bekannte Geschäft der jüdischen Familie Max Friedländer nun durch die N:S:B:O: kommissarisch geleitet werde, was hieß, dass die jüdischen Eigentümer de facto enteignet wurden. NSBO war einfach gesprochen der Versuch der NSDAP eine Art Gewerkschaft in ihrem Sinne gegen die etablierten Gewerkschaften zu begründen, dieses Unterfangen scheiterte letztlich und erübrigte sich auch nach der Zerschlagung der Gewerkschaften. Im Altreich spielte die NSBO ab 1935 quasi keine Rolle mehr. Die Abkürzung steht für Nationalsozialistische Betriebszellenorganistaion und verweist auf die betriebsbezogene Struktur, also eher kleinteilig. Bisher der einzige Beleg auf dem ich diesen Bezug fand. Beste Grüße jklang |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime So Apr 02, 2023 10:47 pm | |
| Servus erneut, hier möchte ich 2 Belege zeigen. Der erste steht für das KZ Mittelbau-Dora. Eines der letzten KZ die begründet wurden. Es hat aber einen fast legendären Ruf, da es fast symbolisch für die Idee der Verlagerung der Kriegswirtschaft unter die Erde steht. Nachdem die Bombardierungen deutscher Rüstungsbetriebe immer mehr zunahm und vor allem immer mehr Schaden anrichtete, zumal auch nach dem Angriff auf die V-Waffenproduktion in Peenemünde, wurde beschlossen, unter anderem unter wesentlicher Federführung von Wernher von Braun`s, die Produktion unter die Erde und in Tunnel zu verlegen. Primär wurde der "Kohnstein" als Berg im Harz bei Nordhausen ausgesucht, aber es gab auch weitere Vorhaben in Böhmen in der Ostmark durch das KZ Mauthausen (im Übrigen auch die Loibl-Pass Aktion fiel hierunter) und z.B. im südost niedersächsischen im Bereich Ith uä.. Das Ganze geschah unter Zeitdruck mit wenig Vorbereitung und Begleitung, so wurden Häftlinge aus Buchenwald in den späteren Bereich des KZ Dora verbracht, wo sie einerseits ein Lager aber zeitgleich Stollen zu bauen hatten. Die meisten Häftlinge lebten und schliefen in den Stollen, die im 3-Schicht Prinzip vorgetrieben wurden. In den Stollen war es laut, kalt und naß bei mieserabeler Ernährung, Bekleidung, sanitärer- und medizinischer Ausstattung. Die Menschen starben annähernd so schnell wie weitere Häftlinge herangeschafft wurden. Ab 10/44 wurde Mittelbau-Dora eigenständiges KZ. Zuvor war es Außenlager von Buchenwald. Kurz nach Oktober wurden um Dora diverse Nebenlager errichtet. Die Mittelbau Lager wurden größtenteils mit sowjetischen, polnischen, tschechischen, französischen und belgischen Häftlingen "beschickt". Wobei prozentual der französisch belgische Anteil auffällt. Dies ist der Grund, warum in diesen Ländern Mittelbau Dora und das größte Nebenlager "Juliushütte" Ellrich ("Ernst" nach interner Nomenklatur) Synonyme für KZ schlechthin sind, mehr noch als Ausschwitz oder Dachau hierzulande. Aus Dora sind nicht allzu viele Belege überliefert. Die Poststelle war Sangerhausen. Da viele Häftlinge Schreibverbot hatten (z.B. alle Sowjetischen Häftlinge, aber auch viele als Individualstrafe) erklärt sich teils das geringe Belegeaufkommen. Hier eine solche Karte Als 2. Beleg möchte ich nun einen solchen im Zusammenhang mit Ellrich zeigen. Postalische Belege der Nebenlager Mittelbaus sind absolute Seltenheiten, vor allem von Häftlingen. Es galt wohl z.B. das geflügelte Wort "Egal wohin Du kommst gibt es die Chance zu überleben, kommst Du nach Ellrich gibt es keine Chance". Hiermit wurden die nochmals übleren Bedingungen dieses Lagers gegenüber den schon fürchterlichen Bedingungen der KZ und Lager generell betont. Das Sterben war somit auch nochmals höher. Wie es mit der Schreiberlaubnis aussah ist nicht bekannt. Aber auch Belege offizieller Art oder des Rahmenpersonals des Lagers liegen kaum vor. Dennoch möchte ich einen Beleg zeigen, der eine klare Verbindung schafft. Eine Karte, die explizit die Juliushütte in Ellrich benennt von einer dort ansässigen Holzmehlfabrik "Trinks", die 1936 begründet wurde und bis 1945 vor Ort durchgehend tätig war. Aus angrenzenden Betrieben und Brachen wurde dann das Lager errichtet, die Fabrik Trinks bestand aber direkt am Lager fort. Ob die Fabrik auch Häftlinge beschäftigte konnte ich nicht klären, wäre aber, da sie als kriegswirtschaftlich unabdingbar galt und weiterbestand, naheliegend. Ein Beleg, der also den Namen und Ort des Lagers benennt und zu einer Firma gehört, die fast in Symbiose zum Lager existiert ist ein adäquates Stück zur Beleuchtung des Interessengegenstandes denke ich. Beste Grüße Johannes |
| | | jklang Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Belege des Terrors, KZ, Internierungslager, Gefängnisse unter dem Naziregime Do Apr 06, 2023 11:51 pm | |
| Servus, hier möchte ich 2 sehr interessante Belege zeigen, die zuerst als Feldpost erscheinen, da sie SS_Feldpost sind und an einen Röntgen-Sturmbannmann adressiert sind. Hier wird es aber auch schon auffällig. Einmal ist die Adresse Litzmannstadt einmal der Absender. Adressiert außerdem an einen Belgier in der SS als Oberscharführer und Arzt. Ja es wurde tatsächlich eine SS-Röntgentruppe aufgestellt mit mobilen Geräten und vollem Personal. Hierbei wurde besonders an die SS-Leute gedacht, auch wenn viele Untersuchungen an KZ- oder Ghettohäftlingen erfolgte. Die SS hatte große Angst vor Infektionen vor allem in den großen Lagern; nicht so sehr bei den Inhaftierten , sondern als Infektionsherd für die eigenen Leute. So erklärt sich auch die Stationierung in Litzmannstadt mit häufigen Einsätzen im Ghetto. Man wollte den Infektionen rasch auf die Spur kommen, um Ausbreitungen zu minimieren und die Infizierten, nicht etwa zu behandeln, nein, um sie rasch in die Vernichtungslager überführen zu können. Da der Trupp motorisiert war suchten sie auch andere Lager auf und röntgen dort. Es gab auch Versuche mit Strahlung Häftlinge zu sterilisieren oder Dosisverträglichkeiten zu prüfen. Die Hauptaufgabe war aber das TBC-Screening. Ein wenig bekannter Aspekt im Rahmen der Verfolgung und Überwachung, den Claus Geissler in seinem Buch "Das System des Terrors 1933 - 1945" auch anspricht. Belege, wie ich sie hier zeige sind selten, zumal von Ausländern in der SS und dann noch in solch einer Spezialeinheit. Beste Grüße Johannes |
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